Newsletter 2 - Achtung, fertig, Marschhalt! Monsun...

Newsletter 2 - Achtung, fertig, Marschhalt! Monsun...

Liebe Freundinnen und Freunde der Arakan Nature Lodge

Zum Aufbau von Myanmars erster echter Eco Lodge gehört immer wieder ein “Achtung, fertig…Marschhalt!”. Mit Einsetzen des lange ersehnten Monsunregens Mitte vergangenen Junis verlagerten sich unsere Aufgaben vom strukturellen Aufbau hin zur “Regen-Sicherung” des Erreichten. Nebst der angenehm erfrischenden, kühleren Luft mussten wir erst einmal genau Umschau halten um zu beobachten, was mit alle den plötzlich ankommenden Wassermassen passieren würde.

Der Monsun entfaltet sich in Rakhine State mit voller Wucht. Die monatlichen Niederschlagsmengen betragen von Juni bis August in der Regel bis 3lt/m2 oder 300mm. Und dies, nachdem es Monate zuvor beinahe gar nie geregnet hatte. Die Graphik unten veranschaulicht sehr gut, warum jede Strandloge der Gegend während diesen drei Monaten besser dicht macht.

Die Graphik zeigt auch, wie wunderbar sonnig unser Wetter während des ganzen Restjahres ist. Von Dezember bis April nimmt die Feuchtigkeitssättigung der Luft ständig ab zu einem angenehmen, nicht schwülen Klima. Jedoch ist es allein der Monsun, der Brunnen, Berge, Bäche und Reisfelder wiederauffüllt.

Und der sollte besser ganz schön was mit sich bringen, wenn sein Geschenk des Wassers über Monate ausreichen soll. Wasser ist ein so kostbares Element!

Landwirtschaft

Für unsere Dorfbewohner bestimmt die Ankunft des Monsuns den Beginn harter Arbeit. Sobald genügend erste Regenmengen gefallen sind pflügen die Bauern ihre Felder und reparieren die Dämme. Dies alles ist Handarbeit. Büffel werden dazu vor den Pflug gespannt. Besonders kräftige Büffel werden zwischendurch sogar ausgemietet. Danach kommt die Pflanzzeit.

Fragile Reissetzlinge werden von den Feldbesitzern Halm um Halm mit Hilfe von TagelöhnerInnen, oft Frauen aus dem Dorf, in die Felder gesetzt. Die gesamte Umgebung der Felder in saftigem Grün, sind kahle Bäume mit üppigem Blattkleid und exotischen Blüten geschmückt. Mangos werden reif. Der Monsun ist eine aussergewöhnliche Zeit der Erweckung und Erneuerung des Lebens.

Die Fischer der Gegend haben ihre Boote in sichere Gewässer vertäut. Für sie beginnt eine lange Pause. Diejenigen, die nicht auf den Feldern mithelfen oder anderswo Arbeit gefunden haben, verbringen die Monsunzeit “auf Sparflamme”. Es gibt in unserer Gegend wirklich kaum aussichtsreiche Perspektiven und nicht viel zu erwirtschaften, zu erstreben oder gar anzusparen. Aus meiner Sicht eines fremden Beobachters erscheint mir diese Lebensweise als äusserst bescheiden, wenn nicht demütig.

Eine Baubewilligung im Regen

Unsere ersten Bautätigkeiten begannen im März (siehe Newsletter One). Aus hellem, heiterem Himmel erfuhren wir später, dass wir unser Projekt noch vom Hotel- und Tourismusministerium bewilligen lassen müssen. Vorwärts, Marschhalt! Es ragten bereits Pfähle mit Balken für drei Strandhäuser, die Rezeption und das Betriebsgebäude munter gen Himmel. Diese zusätzliche Bewilligung verunsicherte uns zuerst sehr heftig. Gleichzeitig wussten wir, dass unsere Bauweise ja nur einen minimalen Fussabdruck hinterlassen würde.

Wir starteten also mutig die traditionellen Bedachungen um für den grossen Regen gerüstet zu sein. Bereits Anfangs Juni waren eindrücklich Dächer in Handarbeit gedeckt, was uns ermöglichte, selbst im Dauerregen geschützt an Holzböden, Wänden und Terrassen weiter zu arbeiten.

Der Bewilligungsantrag brachte mit sich, dass wir einige Details auf den Plänen ändern mussten und viele Fragen zu beantworten waren. Dann erfolgte ein weiterer Besuch eines Mitarbeiters des Ministeriums, bevor wir schlussendlich Ende August die Bewilligung tatsächlich und wahrhaftig erhielten.

Strandsicherung

Der Meeresspiegel, den wir doch immer bei Null wähnen, steigt durch die Gezeiten in den Monsunmonaten erheblich an. Um die Vollmondzeit herum erreichen diese mit teils heftigen Wellen unsere eigentliche Landlinie. Mit Sandsäcken und Steinen hatten wir zum temporären Landschutz die letzten zwei Jahre recht gute Erfahrungen gemacht. Diesmal schien dies nicht zu funktionieren. Die Säcke waren von schlechter Qualität, platzten und gingen in den Sandverschiebungen unter. Viele Steine wurden von heftigem Wellengang verworfen und gingen verloren und zwei Kokospalmen am Nordende des Strandes fielen dem Meer zum Opfer. Ein trauriger Anblick, der uns darüber nachdenken liess, was wohl weltweit passieren würde, wenn der Meeresspiegel tatsächlich durch globale Erwärmung in die Höhe stiege. Wir realisierten, wie die See viel stärker ist als wir Menschen und wie sie Dinge in weicher Eleganz des Wassers einfach mit sich fortreisst.

In unser Team überlegten wir fieberhaft ein Konstrukt, um unsere Nordstrandlinie schützen zu können. Es stand ausser Frage eine der kontroversen Strandverbauungsmauern zu bauen, wie sie in Ngapali gang und gäbe sind. Wir entschlossen uns mit Armierungsgittern zu arbeiten, welche halb tief im Sand eingegraben, dann mit Eisenstangen und Tauen zu rückwärts stehenden Bäumen stabilisiert sind. Der so entstehende Raum entlang der Landlinie kann mit alten Kokospalmenblättern und Steinen aufgefüllt werden. Beides war vorhanden. Wir konstruierten einen Prototyp:

Zwar sah der etwas lottrig und unordentlich drein, aber die Grundidee schien funktional richtig gedacht.

Wir beobachteten die Dynamik unter hohem Wellengang, produzierten bessere Gitterelemente und brachten den Schutzzaun über die betroffene Hälfte in rund 100 Meter länge an. Unser Team ist zuversichtlich, dass so eine Aufstell-/Abbaulösung, deren Elemente nach der Regenzeit abgebaut, gelagert und für die nächste Regenzeit wiederverwendet werden können, ideal ist. Wir möchten die Strand-Landlinie in natürlicher Funktion und Schönheit belassen.

Gemeinsam mit dem Dorf: Wege…

Mit Einsatz des Regens werden an einigen Orten kleine Brücken mit unglaublichen Wassermengen umspült. Und immer wieder werden Wegstücke damit fortgeschwemmt, da die Wege auch nicht geteert sind. Der Regierung stehen extrem kleine Budgets zur Instand-haltung zu Verfügung. Das Dorfkomitee nimmt dann solches in die eigenen Hände. Diesmal schlossen wir uns dem Trupp von freiwilligen Helfern zur Sicherung wichtigster Dorfwege an. Unser Beitrag bestand aus Steinen und eigenen Arbeitskräften.

…und Gesundheit

Das Angebot unseres Teams ans Dorf, unentgeltliche Notfalltransporte für erkrankte Bewohner zu machen, wird beansprucht. So wurde ich in ein Haus gerufen wo der ältere Hausherr in einem voll entwickelten “Status Asthmaticus” auf seiner Matte lag. Vor Ort konnte nichts getan werden, um seine Atemfähigkeit zu verbessern. Obschon sein Zustand an der Grenze zu nicht-transportfähig war, versuchten wir, ihn auf den vorderen Sitz unseres Ford Rangers zu “betten”, wo er sich aber zu beengt fühlte. Kurzerhand wurde ihm auf der offenen Ladefläche ein Lager eingerichtet. Der Himmel war uns mit einer Regenpause gnädig. In Begleitung seiner Angehörigen erreichten wir in drei Fahrtstunden das Spital von Thandwe, wo ihm geholfen werden konnte.

Meine Ausbildung in Krankenpflege ist von Nutzen und erhöht das Vertrauen um im rechten Moment besser entscheiden zu können, was zu tun ist.

Unser erster (Gast :-)arbeiter

Nächsten Monat heissen wir Paul Schreiber aus Berlin als Praktikant bei uns willkommen. Paul ist Master Student im Fach “nachhaltiges Tourismus Management” an der Uni Eberswalde. Währen vier Monaten wird er den Aspekt des Einbezugs unserer Dorfgemeinschaft in die Aktivitäten unserer Lodge ausleuchten und entwickeln. Paul wird uns in der Ausarbeitung des eigenen Marketingkonzeptes unterstützen und bringt dazu bereits internationale Arbeitserfahrung in Hospitality mit. Wir sind gespannt und freuen uns auf seine Inputs um unser Gesamtkonzept von Anfang an in eine nachhaltige, sich am Gemeinwohl orientierende Richtung zu bringen.

Wann können wir Arakan Nature Lodge besuchen?

Nun, wie Ihr’s Euch ausmalen könnt, ist in den nächsten sechs Monaten Bauen angesagt. Da gibt es für unsere Dorfteams alle Hände voll zu tun. Die Lodge muss auch ihre ganze nachhaltige Ausstattung noch finden, ehe sie in endgültigem Charme ihrer Umgebung gerecht wird. Wenn Alles gut geht planen wir ab 

März 2017 – Soft Opening
Oktober 2017 – die offizielle Eröffnung
Wir halten Euch auf dem Laufenden!

Vielen Dank für Euer Interesse. Es grüsst Euch im Namen des gesamten Arakan Nature Lodge Teams sehr herzlich