...sind Baumaterialien, die bei der Produktion, bei der Gewinnung und bei ihrem Einsatz nur geringen Einfluss auf die Umwelt haben. Sie wachsen schnell nach oder es gibt sie zu Genüge - und sie sind am nachhaltigsten wenn sie aus derselben Gegend stammen wo sie dann verbaut werden. Dazu gehören auch rezyklierte Materialien. Um herzauszukristallisieren, was für Materialien das nun sind oder eher nicht müssen wir zuerst begreifen, wo wir sind und was die umgebende Natur uns an Baumaterialien anzubieten hat. Wir müssen auch fragen, ob die Erhältlichkeit natürlicher Baustoffe durch Ausbeutung oder durch Vergessen beeinträchtigt ist. Tatsächlich können Stoffe, die einst gesucht waren ganz aus der Mode gekommen oder als Baustoffe der Ärmsten in Vergessenheit geraten sein, so dass ihr Anbau nicht mehr gepflegt wird und sie nun schwierig zu finden sind. Dies trifft auf gewisse Arten von Bambus zu. In Rakhine ist der riesige Wa Bo Bambus (Dendrocalamus bradisii) heutzutage in größeren Mengen kaum erhältlich.
Unser Kontext
Rakhine genießt tropisches Klima mit einer jährlichen, längeren Trockenzeit. Die Landschaft hier ist hüglig bis bergig, die Arakan Berge erstrecken sich über rund 400km von Indiens Osten südwärts, parallel zur Küstenlinie der Bengalischen Bay. Ihr höchster Berg ist der Mount Victoria (10,150 Fuss/ 3094 Meter).
Die Arakan Berge sind (waren) mit tropisch immergrünem Laubmischwald und bewachsen. In tiefer liegenden Lagen wächst Trockenlaubwald, der nach der Regenzeit sehr grün ist, in der Trockenzeit jedoch das Blattgewand verliert. Dorf nahe Hügel sind oft mit Plantagen durchsetzt: Bananen, Betelnuss, Kokosnuss, Cashewnuss, Teak, Eisenholz und Fruchtbäume. Reisfelder umgeben die Dörfer. Mangroven säumen die meeresnahen Flussbecken und bilden einen biologisch wichtigen Brut- und Lebensraum für kleine Meerestiere. Hier wächst auch die niedrige Nipa Palme (Nipa fructicans), woraus traditionelle Dachbedeckung gefertigt wird.
Dann ist da natürlich die von Norden nach Süden verlaufende Küste selber, welche in ihrem Verlauf wunderschöne Sandstrände im Wechsel mit steiniger grün bewachsener Hügelküste zeigt. Um die Stranddörfer sind große Kokospalmenhaine angelegt.
Der Zustand des Waldes in Rakhine
Die Waldbestände, wie könnte es anders sein, sind auch in Rakhine über die letzten 100 Jahre ständig geschrumpft. Wenn man von der Ayerawaddi Division in die Rakhine Berge hochfährt schockiert der Anblick von dem, was an Bäumen noch übrig ist: Einzelne Bäume in mitten von ewiggleichem Überwuchs durch halbhoch wuchernden Bambus. Dieser wird emsig geerntet und zur Dachkonstruktion einfacher Häuser in ganz Burma verwendet. Wenigstens wächst noch etwas Knallgrünes und verhindert Erosion. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Gebiete je wieder aufgeforstet werden (können).
Dazwischen stehen kommunale Wälder die eine Art von nachhaltiger Bewirtschaftung erfahren haben und unter Schutz stehen. Die größten, wertvollsten Harthölzer sind allerdings auch in diesen Wäldern bereits illegal geschlagen. Immer wieder wurden Hügel mit Gummibäumen, Eukalyptus, Teak und Cashew bepflanzt.
Am weitern Horizont jenseits der Hügelkuppen gibt es aber auch noch kaum berührte unzugängliche tropische Waldgebiete. Ein Ziel unserer Lodge ist es, später geführte, achtsame Exkursionen in solche Waldgebiete zu unternehmen.
Holznutzung in Rakhine
Tropische Harthölzer wie Eisenholz, Teak, Kachit und Kanyaung dienen als Baustoff für Klöster und Häuser. Auch bauen die Rakhine ihre Fischerboote mit verschiedenen, spezifisch dafür geeigneten lokalen Hölzern. Kleine Bäume werden zur Feuerholzbeschaffung geschlagen. Diese schlagen meist nach der Regenzeit wieder neu aus und sind in einigen Jahren nachgewachsen, meines Erachtens also kein Faktur für Abholzung. Bambus und andere Arten von gerade wachsenden Bäumchen werden zum Bau von Zäunen benutzt.
Holz als nachhaltiges Baumaterial
Die Tatsache, das Holz überhaupt wächst macht es an sich nachhaltig. Wenn aber ein Wald nicht nachhaltig bewirtschaftet ist, ist es das Holz natürlich auch nicht. Um die Arakan Nature Lodge zu bauen entschlossen wir uns zur Nutzung von rezykliertem Eisenholz - in Form alter Häuser. Einzig für unseren Service Gebäude haben wir neues Holz zum Rahmenbau mit lokal produzierten Backsteinen verwendet. Durch unseren Forschungsbesuch auf Bali wurden wir auch inspiriert mit Kokosnussholz bauen zu lernen, welche ja hier überall im Überfluss wachsen. Für jeden Kokosnusshain ist es wichtig, die ältesten Bäume durch jüngere zu ersetzten um die Produktivität aufrecht zu erhalten. Die Rakhine jedoch übersahen bisher das Bauen damit, weil sie eben mit tropischem Hartholz verwöhnt (waren). Kokosnussholz ist unbehandelt und im Außenbereich wenig resistent gegen Feuchtigkeit und Termiten und eignet sich z.B. zum Brückenbau sicher gar nicht. Wegen dem feinen Tropenholz bisher lassen sie darum gefällte Kokosnussbäume oft einfach am Boden liegen.